Ein Theaterabend im Sommer in München zwischen Schlachtpathos und lethargischem Herumliegen und dem bohrenden Gefühl von Scham und Schuld. Der Theaterklassiker „Jungfrau von Orleans“ wird dafür vom neuen Münchner Theaterkollektiv „GIB’S MIR“ liebevoll zertrümmert und neu zusammengesetzt. Eintritt ist frei, es gibt gemütliche Sitzsäcke und kühle Getränke. Kommt vorbei!
Johanna ist nicht nur die jungfräuliche Kriegerin in Männerkleidung, die die Stimmen der Heiligen hört, ihrem Vaterland Frankreich im Krieg gegen englische Besatzer zum Sieg verhilft und später als Ketzerin und Hexe verbrannt wird, sie ist auch ein ganz gewöhnlicher Mensch, zwischen Ohnmachts- und Allmachtsgefühlen zerrissen, der das Beste aus seinem Leben machen will und dabei, wie jeder lebende Mensch, irgendwann Schiffbruch erleidet. Zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Ungewissheit und Zuversicht spielt sich ihr kämpferisches Leben ab, das sich zwar an historischer Größe von dem Leben normaler Sterblicher gewaltig unterscheidet, aber trotzdem aus Elementen besteht, die jedem Erdenbewohner, der sich mit seinem Leben auseinandersetzt, tief vertraut und beunruhigend gegenwärtig sind.
Das 2023 neu gegründete freie Theaterkollektiv GIB’S MIR, bestehend aus dem Regisseur Jakob Roth und den Schauspieler*innen: Lia Fresno Vazquez, Tara Kurz und Katharina Holzhey, arbeitet schon seit 2018 in unterschiedlichen Konstellationen zusammen. Die SZ schrieb 2019 beispielsweise über ihre Stückentwicklung „Die Möglichkeit eines Meeres“ (Regie: Roth, Schauspiel: Holzhey): “Da ist viel Witz in der Inszenierung, doch am Ende verlässt man den Raum begleitet von einer Schwermut, die nur eine gelungene Aufführung über die Unsinnigkeit des Lebens hervorrufen kann.”