Gegen den Kulturabbau: theater … und so fort, die Pathos-Ateliers und die Situation der Freien Gruppen

In der vergangenen Woche wurde dem theater … und so fort der Mietvertrag in der Kurfürstenstr. 8 gekündigt. Damit verschwindet ein weiteres Theater von der Münchner Landkarte. Bei Bauarbeiten in diesem Sommer war die Decke des Theaters durchlässig geworden; es folgten ein Unwetter und ein massiver Wasserschaden, der Zuschauerraum und Bühne zerstörte. Wegen Asbests in der Verschalung durfte das Theater schließlich gar nicht mehr betreten werden. Es folgte die Kündigung.
Vor dem Hintergrund der weiteren Baukrisen freier Theater in diesem Sommer – die eingerissene Wand im TamS, die abgesagte Sanierung des Schwere Reiter, die anhaltende Unsicherheit für das HochX – ist dies ein klares Signal: Das freie Theater in München ist existenziell bedroht. Die verbliebenen Räume sind völlig überlastet und meist dringend sanierungsbedürftig.
Das gilt insbesondere auch für die Institutionen, die auf dem so genannten Kreativquartier angesiedelt sind. Momentan ist noch nicht endgültig absehbar, was die Vertragsbeendigung zwischen der Stadt München und der Betreiber-GbR von Angelika Fink und Jörg Witte für die Zukunft der Pathos Ateliers in der Dachauerstr. 112 bedeutet. Grundsätzlich kann die Weiterentwicklung des Areals nur unter Einbeziehung der dort ansässigen Akteure und unter größtmöglicher Transparenz der Entscheidungsprozesse erfolgreich sein.
Es muss sichergestellt werden, dass die Ateliers als interdisziplinärer Ort für Tanz und Theater erhalten bleiben. Die Theaterlandschaft kann darauf nicht verzichten. Ebenso wenig wie auf das Pathos Theater selbst und das Schwere Reiter, um deren Erhalt man sich in Anbetracht der Entwicklungen der letzten Jahre sorgen muss. Diese Orte, die so entscheidend zur Entstehung des jetzigen Kreativquartiers beigetragen haben, sind in ihrem Betrieb zunehmend eingeschränkt.
Demgegenüber steht ein sehr großes künstlerisches Potenzial, ein interessiertes Publikum. Die Stadt ist in Bewegung. Es herrscht der größte Bauboom seit Jahrzehnten: Wann, wenn nicht jetzt, ist die Chance, umzulenken? Es gilt nicht nur die bestehenden Theater zu erhalten, sondern weitere Räume für die Kunst zu erschließen.
Dazu kommt: Die Produktionsmittel für die Freie Szene wurden in diesem Herbst nicht erhöht. Das bedeutet das Ende für einige Freie Gruppen und bestärkt die Befürchtungen, dass ein wesentlicher Teil der Münchner Theaterlandschaft abgewickelt wird. Das Positionspapier des Netzwerks Freie Szene München ist so aktuell wie zuvor. Die ohnehin schon dramatische Lage der Freien Darstellenden Künste in München hat sich in den letzten Wochen noch einmal verschärft.

Netzwerk Freie Szene München e.V.

Netzwerk_Statement_Kulturabbau